.16. Sonntagsrückfahrkarte zur Revolution
Um mich her strömten am Sonntag die Menschen hierhin und dahin, saßen in den Restaurants, auf den Straßen vor den Cafés. Der Flohmarkt war geöffnet, Gedränge, Geschiebe, Nähe – das ist der Charakter von Flohmärkten. Masken, Abstand? Eine Behauptung. Warum ausgerechnet die Kinder von diesen Lockerung genannten Erwägungen ausgeschlossen bleiben, ist rätselhaft; ausgerechnet diejenigen, die […]
.15. Patati patata
Wenn der Tag schon damit beginnt, dass ich auf der Bettkante sitze und geraume Zeit meine nackten Füße betrachte. So ein Tag ist das; Friedrike Mayröcker hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: Ich sitze nur GRAUSAM da. Ich guck in die Welt, die Welt weicht zurück. Ich guck in den aprikosenfarbenen Himmel, als gäbe es […]
.14. Sonntagskleid
Wie gesagt, die Tage könnten Montag oder Friedhelm heißen, es ist einerlei. Aber heute ist Sonntag. Und der Sonntag hat seine feierliche Besonderheit und seine Bedeutung als eine der wenigen Konstanten im neuen Leben behalten. Und gleich früh ein Sonntagsgruß von Micha und Bach. Mit Bach und Angela Hewitt am Morgen haben meine ersten drei […]
.13. Hoch auf´m Leben
Plötzlich standen sie im Garten, meine Lieblingsmädchen: Tilly, Suse und Luzie. Ich wusste von nichts. Zunächst ein Foto von Suse, irgendwo im Freien, weiße Maske. Warum, schrieb ich, eine Maske? Zum Schutz, schrieb sie zurück. Ein weiteres Foto, ein Gartenstuhl, Blumen, die Frage, wo das wohl sei? Ich schrieb: Eindeutig bei mir im Garten. Das […]
.12. Kammerton C
Im Aufwachen hatte ich die backsteinrote Casa Verdi in der City von Mailand vor Augen und im Sinn. Wie das? Warum? Höchst simpel vermutlich: Virus, Italien, Mailand… Corona – eine neue Grundierung in meinem Leben, Corona-Einfärbungen, alles auf Kammerton C eingestimmt. Aber wohl doch nicht nur das, sondern auch die Generosität, der Geist der Mitmenschlichkeit, […]
.11. So ein Tag
Meine Suse war gegen Ende März krank, Husten, Kopfweh, alles. Aber, sagt sie, kein Fieber, Covid 19 ist es nicht. Ich warf zaghaft ein, es gebe viele untypische Verläufe, asymptomatische Fälle. Nein, nein, sagt sie. Hab ich nicht. Bestimmt nicht. Jetzt, einige Zeit später, sagt sie: Hoffentlich hatte ich Covid 19. Es spricht einiges dafür. […]
.10. Kunststücke lernen
Ich denke sehr oft, das halte ich nicht aus, das ist einfach zu viel: Brände in der Nähe von Tschernobyl, der Wahnsinnige in Washington, Hunger, Armut, Elend in Afrika, die Bilder von den Intensivstationen, das Wissen von Gewalt in den Familien, die Frauenhäuser sind überfüllt. Es werden die Kinder sein, die am meisten an den […]
.9. Back To Black
Heute habe ich nicht wie in den vergangenen Tagen meinen Tag mit Bach begonnen, sondern mit Amy Winehouse. Als ich aufwachte, hatte ich Back to black im Ohr. Und hab es mir dann gleich laut angehört. Und ich beschreite einen schweren Weg. Meine Chancen stehen schlecht. Und dann, hinter der vorletzten Strophe dieses langgezogene und […]
.8. Rosen ausweichen
Als ich heute an dem kleinen Fluss Erpe mit seinen alten Korbweiden an den struppigen Ufern unterwegs war, fühlte ich mich von entgegenkommenden Familien mal wieder so bedrängt, dass ich, als ich wieder zu Hause war und meinen kleinen Garten am Ende des Grundstücks aufsuchte, einer Rose ausgewichen bin, der, die gleich vorgeneigt am Eingang […]
.7. Wut und Balance
Plötzlich schießen drei Killerenten auf mich zu, gefolgt von einer kreischenden vierten. Sie fliegen haarscharf über meinen Kopf hinweg. Ich stolpere, ich strauchel, ich kann mich dank meiner Laufstöcke fangen. Das fehlte noch, lang hinschlagen, womöglich auf mein schmerzendes Knie, und dann ins Krankenhaus. Mein aktueller Alp. Den teile ich offenbar mit vielen anderen Menschen. […]